Samsung Galaxy Note 4 im Test

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Vom 12. Mai 2015 Affiliatelink enthalten Testmuster kostenlos erhalten

Die Displaygröße der Smartphones wird immer größer - vor einiger Zeit gab es einen Aufschrei, als Samsung mit dem Galaxy Note ein quasi riesiges Smartphone vorgestellt hatte. Ich habe nun die aktuellste Ausgabe, das Galaxy Note 4 zum Test da und möchte euch kurz an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

Dieser Artikel wurde zuletzt vor über einem Jahr aktualisiert. Die Inhalte könnten inzwischen nicht mehr aktuell sein.

Erster Eindruck und Gehäuse

Die 5,7"-Displaydiagonale zollen ihren Tribut: Das Smartphone ist ganz schön groß. Die äußersten Ecken des Displays lassen sich durch die Größe leider nicht mehr wirklich gut erreichen. Auch das Absturzrisiko steigt dadurch natürlich erheblich.

Beim ersten Anfassen fiel mir sofort auf, dass das Gerät ziemlich wertig verarbeitet ist. Nichts knartscht oder lässt sich verbiegen. Allerdings macht das Gehäuse einen ziemlich "unrunden" Eindruck: Es stehen an verschiedenen Stellen immer mal wieder Sachen aus dem Gehäuse heraus. Bei der Kamera ist dies ja noch vertretbar (und heutzutage fast Standard), den kleine Schutz für den Lautsprecher auf der Rückseite hätte ich aber am Liebsten abgebrochen. Er stört meiner Meinung nach ziemlich stark.

Am Meisten stören mich am Gehäuse aber die ziemlich scharfen Kanten an der Oberseite. Wenn man es in der Hand hält und dabei leicht über die Kante zwischen Displayglas und Gehäuse fährt, fühlt sich das einfach extrem scharfkantig an. Auch wenn das abgerundete Displayglas einen wertigen Eindruck macht: Das geht deutlich besser.

Die Rückseite ist zwar aus Plastik, durch die Lederstruktur erzeugt sie aber ein angenehmes Gefühl in der Hand. Die Außenkanten sind unter anderem mit einer schmalen silbernen Umrandung bedeckt, die allerdings ziemlich schnell einige Kratzer aufwies.

Die Frontseite hat eine gewisse "Nadelstreifenoptik", es verlaufen außerhalb des Displays horizontale schwarze Streifen. Leider tun sie das auch über die beleuchteten Stellen (LED, Menübuttons), diese werden dadurch überdeckt. Doof gemacht.

Unten rechts kann man, wie für die Note-Serie üblich den Stift, S-Pen genannt, herausziehen. An der Oberseite befindet sich die Headset-Buchse, welche ebenfalls die Abrundung der Hinterseite unterbricht. LED-Blitz und Körperdatensensor liegen auf der Rückseite direkt unter der Kamera.

Die Unterseite mit Ladebuchse und S-Pen

Innereien

Technisch ist das Gerät absolute Oberklasse. Als Prozessor kommt ein Snapdragon 805 mit 4 Kernen á 2,7 GHz zum Einsatz. Als Sidekick hat es 3 Gigabyte an RAM dabei - was für ausgiebiges Multitasking locker ausreicht. Die 32 Gigabyte an internem Speicher lassen sich auch problemlos aufstocken, ein MicroSD-Slot ist integriert.

Der Akku ist angenehmerweise austauschbar und hat eine Kapazität von 3220 mAh. Damit sollte man locker über den Tag kommen.

Neben dem S-Pen ist als weitere Besonderheit ein Fingerabdruckleser im Button an der Frontseite verbaut. Dieser funktioniert allerdings, anders als beim iPhone, durch drüberwischen des Fingers. Dies hat im Test eher so mittelmäßig geklappt. Der Finger muss wirklich ganz gerade rüber gezogen werden, ansonsten will das Gerät nicht entsperren.

Im Galaxy Note 3 wurde erstmals ein microUSB 3.0- Anschluss verbaut. In der aktuellen Generation ist Samsung allerdings wieder zurück zur 2.0-Version gegangen, die Frage nach dem Warum bleibt unbeantwortet.

Das Note 4 funkt dafür mit den neuesten Standards herum. WLAN ac ist ebenso mit an Bord wie Bluetooth 4.1, NFC, Infrarot und GPS/Glonass/Beidou. Natürlich verbindet es sich auch per LTE ins Mobilfunknetz.

Der eingebaute Körperdatensensor misst Puls (im Test verglichen mit einem Blutdruckmessgerät auch ziemlich genau), Blutsauerstoffwert und UV-Belastung. Natürlich darf man professionelle Gerät nicht durch das Note ersetzen - ein guter Indikator ist es aber dennoch.

Die Oberseite mit Kopfhörerbuchse und Infrarotsender

Display

Das Display dürfte fraglos eines der Besten sein, die es momentan in Smartphones verbaut zu kaufen gibt. Es löst mit WQHD-Auflösung auf, das bedeutet 2560x1440 Pixel (1440p). Insgesamt sind das doppelt so viele Bildpunkte wie bei FullHD/1080p. Zusammen mit der Diagonale von 5,7" (etwa 14,5cm) bedeutet dies eine unglaublich hohe Pixeldichte von 515 Pixel/Zoll. Einzelne Bildpunkte lassen sich so auf jeden Fall nicht mehr erkennen.

Als Technik kommt ein Super-AMOLED-Display zum Einsatz, welches leider auf die schlechte Pentile-Matrix setzt. Den Farbeindruck trügt das jedoch nicht wirklich, sie sind immernoch natürlich und Samsung-typisch leicht übersättigt.

Ein weiteres Feature, welches den AMOLED-Screen voll ausnutzt, ist der Energiesparmodus. Hier wird der komplette Inhalt in Graustufen dargestellt und nicht alle Apps sind nutzbar. AMOLED-Bildschirme verbrauchen nämlich nur Strom für die Pixel, die tatsächlich leuchten, es gibt also keine Hintergrundbeleuchtung. Dadurch verlängert sich die Akkulaufzeit erheblich.

Um das Display herum befindet sich angenehm wenig "tote" Gehäusefläche, der gesamte Bildschirm wird mit Gorilla-Glas 4 geschützt. In den Amazon-Kommentaren melden sich aber viele Leute, deren Display schon nach kurzer Nutzungszeit kleine Kratzer aufwies. Ich kann dies in meinem Test nicht bestätigen, wobei ich mit meinem Testgerät natürlich auch recht vorsichtig umgegangen bin.

Kamera

Die Kamera hat mich in meinem Test absolut überzeugt. Sie löst mit 16 Megapixeln aus, die Frontvariante bietet auch recht gute 3,7 MP. Begleitet wird sie mit einem (einzelnen) LED-Blitz sowie einem optischen Bildstabilisator.

Videos können in UHD-Auflösung gemacht werden, das sind 3840x2160 Pixel bei 30 Frames pro Sekunde. Wer sich für geringere Auflösungen entscheidet, kann dann auch HDR-Videos und Dual-Kamera-Modus aktivieren. Allerdings sind Videos mit einer so hohen Auflösung auf 5 Minuten Videolänge beschränkt. Mit FullHD ist dann sogar auch eine 8-fach Zeitlupe möglich und die Zeitbeschränkung fällt weg.

Die Kamera löst angenehm schnell aus und kann auch über die Lautstärketaste oder per Sprachbefehl zum Foto animiert werden. Auch bei Nacht oder Dunkelheit macht sie noch erstaunlich gute Fotos. Ein paar Beispielbilder habe ich mal direkt in den Beitrag eingefügt.

Die Rückseite mit Kamera, Blitz und Sensor

Fingerabdrucksensor

Der Fingerabdrucksensor ist direkt im Home-Button eingebaut, dieses Prinzip wendet Samsung schon seit dem Galaxy S5 an und es lässt sich auch in der aktuellen Generation der S-Serie wiederfinden. Anders als die Scanner von Apple arbeiten diese allerdings nicht durch Aufsetzen des Fingers, sondern indem man ihn über den Button herüberzieht.

Aufgrund der Größe des Note 4 sorgt dies allerdings für einige Probleme, denn der Finger muss komplett gerade über den Sensor gezogen werden. In meinem Falle geht das nur, wenn ich das Phone in die linke Hand nehme und dann mit dem rechten Zeigefinger darüber streiche. Natürlich geht es auch genau andersherum, es sind mehrere Finger hinterlegbar. Dennoch: Das Problem, beide Hände benutzen zu müssen, bleibt bestehen.

Der Sensor fängt auch schnell an herumzujammern, sollte der Finger nicht exakt gerade herübergezogen werden. Teilweise braucht das bis zu fünf Versuche, mit etwas Übung klappt es dann aber doch ganz gut.

Wenn der Finger dann mal gerade herüber gezogen wurde, entsperrt sich das Gerät sofort, es gibt also keine weiteren Erkennungsprobleme.

Im Home-Button ist der Fingerabdruckscanner integriert. Man erkennt außerdem die Nadelstreifenoptik.

Software

Neben der Hardware ist natürlich auch die Software sehr wichtig - selbst bei der besten Ausstattung wird man mit dem Gerät keinen Spaß haben, wenn die Software doof ist.

Bei meinem Testgerät servierte Samsung Android KitKat (4.4.2), welches mit der Herstelleroberfläche TouchWiz ausgestattet ist. Zwar ist das Update auf 5.0 Lollipop schon erhältlich, mein Testgerät hat es mir aber nicht angeboten, insofern kann ich nur eingeschränkt etwas zur Software sagen.

Wer mich kennt, weiß, das ich kein Fan von TouchWiz bin. Klar, Design ist immer Geschmackssache. Wenn eine Oberfläche aber dafür sorgt, das ein Gerät kein Update auf eine aktuelle Android-Version bekommen kann, dann sorgt das bei mir nicht gerade für Begeisterung. Zumindest sinnvolle Zusatzfeatures sollte ein Herstelleraufsatz bieten - bei Samsung ist das meiner Meinung nach aber nicht wirklich der Fall. Aktuelles Beispiel: Beim Galaxy S 5 mit Lollipop-Android hat der Samsung-Aufsatz dafür gesorgt, das man in den Schnelleinstellungen das Gerät nicht mehr komplett auf Lautlos stellen kann.

Ich muss allerdings zugeben, dass das "Verhunzen" des Systems von Samsung in den letzten Jahren und Versionen immer weiter abgenommen hat. Die aktuelle TouchWiz-Version lässt sich sogar ganz gut bedienen.

So, genug geraged, was gibt es an interessanten Features beim Note 4?

Die Hersteller setzen zur Unterscheidung von der Konkurrenz immer mehr auf eigene, exklusive Apps. Hiervon hat Samsung einige an Bord. S-Health springt auf den Fitnesszug auf, mit S Voice lässt sich das Gerät per Sprache befehligen und die Smart Remote kann den Fernsehr über Infrarot steuern. S Planner kümmert sich um die eigenen Termine, S Note stellt ein Notizbuch bereit und das Scrapbook zeigt die gesammelten Werke des Stiftes an.

Natürlich hat Samsung auch eigene Apps für den Browser oder das Kontaktbuch integriert. Fast alle eigenen Apps lassen sich sogar mit dem Stift scrollen, indem dieser im unteren Bereich einfach unter das Display gehalten wird. Auch weitere wirklich coole und sinnvolle Zusatzfeatures gibt es zusammen mit dem Stift: In der Galerie wird zum Beispiel ein etwas größeres Vorschaubild angezeigt, welches sich dann auch direkt mit Hilfe des Stifts bearbeiten lässt.

Leider installiert Samsung extrem viel Bloatware, also mehr oder weniger nützliche Software, die das Android nur "aufblähen". Diese lassen sich sogar teilweise nicht einmal deinstallieren, nur deaktivieren. Beispiele für Bloatwareapps gefällig? Flipboard, Dropbox, Evernote, WhatsApp, Facebook, Instagram, Messenger, Seitenmanager, pizza.de und HRS Hotels sind die vorinstallierten externen Apps. Flipboard ist dabei sogar im Launcher integriert - durch einen Wisch vom Home-Screen nach rechts taucht die App direkt auf. Nexus-Nutzer kennen dieses Prinzip schon mit Google Now, was ich aber längst nicht so kritisch wie Flipboard sehe.

Wie immer gilt aber: Nervt der Homescreen, kann Problemlos ein neuer Launcher wie Google Now Launcher oder NovaLauncher installiert werden.

Weiterhin nervig: Bei gefühlt jedem Button wird noch einmal nachgefragt. Ja, ich möchte den Flugmodus wirklich aktivieren, wenn ich auf den entsprechenden Button gedrückt habe. Und ja, ich bin mir auch sicher, das ich ihn deaktivieren möchte, wenn ich auf den entsprechenden Button drücke.

Übrigens beherrscht das Note 4 einen Multiwindow-Mode: Ähnlich wie am PC lassen sich hier einige Apps verkleinern und in Fenstern anzeigen. Dazu muss man mit dem Stift einfach aus einer der Ecken in die Mitte wischen.

Das Note 4 fängt dann leider etwas an zu ruckeln, mehrere Apps gleichzeitig anzuzeigen zieht dann wohl doch zu viel Leistung. Ansonsten lässt sich aber an keiner Stelle über die Performance meckern, alles flutscht und läuft rund.

Das Note 4 neben dem OnePlus One

Stiftbedienung

Markenzeichen der Note-Serie ist es, das man diese mit dem im Gehäuse integrierten Stift bedienen kann.

Auch wenn es von einigen vielleicht als Spielerei abgetan wird oder auch ein herkömmlicher Smartphonestift genutzt werden könnte, so ist dieser dank seiner Zusatzfeatures doch recht sinnvoll.

Das bekannteste Feature dürften die Screenshots sein, wurden sie doch bei den ersten Note-Geräten stark beworben.

Für einen solchen Screenshot hält man den Stift etwa einen Zentimeter über dem Bildschirm, dieser erkennt dann dass der Stift direkt darüber gehalten wird. Durch zweimaliges Drücken des Knopfes am Stift öffnet sich ein kleines Menü, in welchem auch die Möglichkeit besteht, die Screenshots zu erstellen.

Nachdem das Foto gemacht wurde, lässt es sich direkt im Anschluss bemalen. Und dieses Feature ist durchaus ziemlich sinnvoll - Screenshots können zum Beispiel mit handschriftlichen Notizen oder Pfeilen versehen werden, um diese näher zu erläutern.

Die Samsung-Tastatur hat auch einen Handschriftmodus. In diesem kann direkt mit dem Stift geschrieben werden. Die Schrifterkennung ist ziemlich gut und fast fehlerfrei. Allerdings braucht es etwas Übung, bis man mit dem Stift genauso schnell ist wie auf der Tastatur.

Das OnePlus One liegt mit seiner geschwungenen Form besser in der Hand

Fazit

Meine Meinung über das Note 4 war zu Anfang ziemlich negativ. Es war mir doch ein Tick zu groß (das sag ich als OnePlus One-Nutzer!), hatte nervige Apps vorinstalliert und das Handling war ziemlich gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit haben mich die Zusatzfeatures, vor allem mit dem Stift zusammen echt überzeugt. Samsung hatte hier einige ziemlich gute Ideen.

Letztendlich sollte jeder natürlich für sich entscheiden, ob die Größe des Note nicht zu abschreckend ist - an große Geräte gewöhnt man sich aber ziemlich schnell und will die alten, kleinen dann eigentlich auch nicht mehr anfassen.

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