Netzwerkspeicher gibt es am Markt viele - doch nur QNAP bietet auch ein NAS zum Mitnehmen an. Wie sich das Multitalent im Test schlägt, erfährst du hier.
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Der erste Blick - und man sieht nur ein kleines weißes Gerät, nicht größer als ein Handy, aber bei weitem dicker. Auf den zweiten Blick entdeckt man auch die Anschlüsse, welche für die Höhe von 17,5mm verantwortlich sind: Ein 100er-LAN, USB3.0 (In und Out), einen SD-Slot und das am Anfang wahrscheinlich Wichtigste: Der Schiebe-Einschalter und ein Druckknopf zum Aktivieren des Displays.
Der Einschalter besitzt neben AUS und WLAN AN zusätzlich eine Mittelstellung, welche das NAS als PowerBank nutzbar macht. Wer sich nicht alles zur Bedienung merkt, wird vom Display auch Weiß auf Schwarz auf den jeweiligen Modus hingewiesen. Die verbauten 3000mAh sollten für eine gute Handyladung reichen, alternativ wird zur Nutzung vorgeschlagen, man solle doch 11 Stunden seine MP3-Sammlung genießen. Die verfügbaren Apps, mindestens im Google Play Store ausreichend von QNAP zur Verfügung gestellt, machen den Zugriff auch recht leicht.
Einrichtung des Gerätes
Aber beginnen wir mal mit dem ersten Start. Zur angenehmen Nutzung, und um nicht aus meinem WLAN zu müssen, habe ich das NAS via LAN an meinen Router gehängt, den Schalter betätigt und schon begrüßt mich ein Ladebalken. Sobald dieser voll ist, hat man sofort einen Überblick über die interne Speichernutzung (anfangs natürlich 29,8 GB, Verkaufsangabe sind 32GB), den Gerätenamen (wozu auch immer), den Akkuzustand und die angeschlossenen Speicher. Durch mehrmaliges Betätigen des Druckknopfes kann man sich durch verschiedene Infobildschirme tippen, wie zum Beispiel die WAN- und LAN-IP (Translate QNAP - DEUTSCH: WAN => LAN und LAN => WLAN) und die ganzen angeschlossenen und nicht angeschlossenen Massenspeicher. Die Bezeichnung der IP-Adressen fand ich anfangs so verwirrend, das meine erste Google-Suche sofort zu QNAP ging und ich mir alle Tools dort angeschaut habe. Zu meinem Glück war einer der ersten Links auch gleich der QFinder (verfügbar für jedes Alltags-OS), welcher das Netzwerk nach entsprechenden NAS und ihren IP-Adressen durchsuchte. So einmal die IPv4-Adresse gefunden, ging es zur Konfiguration in den Browser weiter, wo die nächste Google-Suche auf mich wartete. Zur Abkürzung: Die Zugangsdaten sind admin:admin.
Mit dem nächstfolgenden Screen auch gleich ein Kompliment an den Hersteller, die Web-Oberflächen sind wirklich schön geworden. Gleich nach dem anstehenden Firmware-Update auf Version 3.2 (Google ->QNAP -> Firmware ->Download ->Upload) natürlich die Zugangsdaten schnell geändert und direkt darauf fliege ich erstmal aus der Oberfläche, bevor das Gerät zum Reboot erwacht. Meine Seitenweiterleitung landet erfolglos auf der Standard-IP... Jedes Linux hätte das besser hingekriegt und vor allem die verdammte IP-Adresse behalten. QFinder zeigt auch nur noch die WLAN-IP, also muss doch ein Blick über das Display schweifen. Mit der richtigen IP und etwas Warten meldet sich auch der bereits bekannte Login-Screen.
Refreshes des Dashboards sollte man scheinbar jedoch vermeiden. Da macht sich bemerkbar, dass nur ein 600MHz-Prozessor verbaut wurde, gepaart mit verhältnismäßig noch weniger RAM (64MB). Ein erneutes Laden der dynamischen Website beansprucht zum Teil mehrere Sekunden. Abgesehen von administrativen Aufgaben möchte ich und solltest du auch das Web vermeiden. Durch das Firmware-Update neu hinzugekommen ist allerdings ein Menüpunkt namens File Station Lite, welcher einen kleinen File-Manager bietet. Für einfache Arbeiten auch akzeptabel. Für umfangreichere Dateiarbeiten würde ich jedoch auf den eingebauten FTP- oder Samba-Server (Windows-Freigaben) zurückgreifen. Erfahrungsgemäß ist FTP um etliche Faktoren schneller.
Bei dem Versuch, für FTP einen separaten Nutzer einzurichten, stellte ich dann jedoch gleich fest, dass dies gar nicht vorgesehen ist. Es wird generell davon ausgegangen, dass nur genau ein legitimierter Nutzer auf dieses NAS zugreifen kann, nämlich der Admin. Die Login-Seite hat demzufolge als einzigen Nutzen, das Admin-Passwort abzufragen und ggfs. den Gast-Zugriff zur Verfügung zu stellen. Es folgte natürlich gleich der Versuch über SSH hinterher, dies ist jedoch ebenso nicht vorgesehen, sodass man sich wohl mit einem Nutzer zufrieden geben muss. Für ein Heimnetzwerk schonmal ungeeignet. Der Single-User-Mode erklärt auch gleichzeitig, was ich beim Laden des NAS am PC feststellte: Sobald die USB-Verbindung funktioniert, deaktivieren sich die Netzwerkfunktionen. Logisch, da man ja schon Admin-Zugriff auf das Dateisystem hat. Die USB-Verbindung ist auch meist empfehlenswerter, da ich zumindest bei LAN-Verbindungen auch einige Zusammenbrüche der Netzwerkschnittstelle erleben durfte. Korrektur: Viele. Jetzt nach weiteren Versuchen und ein paar für immer verlorenen Nerven kann ich eigentlich nur von FTP-Verbindungen über LAN abraten. Positiv ist, man lernt die IP sehr schnell auswendig. Allerdings will ich nicht für ein verdammtes Directory-Listing erst auf den nächsten Verbindungshöhepunkt warten. Ich konnte jedoch noch feststellen, dass man auf das Root-Directory keinen Schreibzugriff hat. Jegliche Uploads außerhalb des QSync-Folders schlugen fehl, somit muss man sich der dort vorgegebenen Verzeichnisstruktur anpassen oder eben frei nach Lust und Laune reinkopieren.
Kabellose Verbindung
Über WLAN sieht es schon weit besser mit FTP aus. Einerseits lassen die Verbindungen Filezilla nicht andauernd crashen (wie bei LAN), andererseits hat man auch endlich das Gefühl, flüssig mit dem Gerät arbeiten zu können. Die Einschränkung des Root-Folders bleibt, aber sämtliche FTP-Befehle werden ohne Verzögerung ausgeführt. Eine Übertragungsrate von 1 bis 2 MB/s (1,1 im Schnitt) ist ziemlich erträglich, für große Dateien aber auf keinen Fall geeignet. Ein Nebeneffekt der WLAN-Nutzung ist, dass man in dieser Zeit vermutlich auf sein Internet verzichten muss. Wer wie ich seinen Laptop nur in ein WLAN-Netz hängt, muss diesem kurz Auf Wiedersehen sagen, sofern er das NAS nicht zeitgleich per LAN verkabelt an. In diesem Fall eröffnet es nämlich sein WLAN als Hotspot. Vielleicht auch etwas blöd gelöst so ohne Funkverschlüsselung... Dafür, dass man das NAS aber sowieso mehr unterwegs nutzt, sollten die Punkte der Heimnutzung nicht zu sehr ins Gewicht fallen. Für eine 500MB-Datei finde ich die benötigten 8 Minuten auch noch recht akzeptabel.
Die Verbindung über USB3.0 setzt da ganz andere Maßstäbe. Mindestens 70 MB/s sind möglich, das treibt allerdings eher meine Festplatte an den Rand ihres Könnens. Die Gigabytes waren sehr schnell drauf. Zu beachten ist hier allerdings, dass das NAS msdos (Fat32) als Dateisystem nutzt und deshalb für einzelne Dateien bei 4,3 GB Schluss ist. Auch die Aussage mit dem Root-Verzeichnis wurde nochmals bestätigt: Über USB taucht es einfach nicht auf und man landet gleich in QSync.
Da ich für meinen Teil jetzt genug das Innenleben des QGenie erforscht habe, bleiben noch die bisher vernachlässigten weiteren Anschlüsse am QNAP: Ein SD-Slot (aus Mangel an einer SD-Karte nicht zum Rumspielen zur Verfügung) sowie ein USB3.0-Anschluss für Sticks und wahrscheinlich auch Festplatten. Je nach Modell benötigen sie unterschiedlich viel Strom über USB, sofern sie keinen eigenen Stromanschluss haben. Da wir aber von einem NAS reden, sollte der Anschluss nur das Minimum erfüllen, insgesamt also 2,5 Watt (5 Volt mal 0,5 Ampere). Für Speichersticks stellt das allerdings keine Hürde dar. Sie sind meist mit viel weniger Strom zufrieden.
Theorie und Praxis
...und wiedermal driften Theorie und Praxis auseinander. Stick Number 1: failed. Stick Number 2: failed. Harddrive Number 1: SUCCESS. Keine Ahnung, wonach das NAS die Kompatibilität festlegt, aber ausgerechnet eine 500GB-Toshiba-2,5”-Platte scheint es zu mögen. Und erstaunlicherweise funktionieren beide Geräte sowohl über WLAN (FTP) als auch über den USB-Anschluss (erscheinen als zwei getrennte Festplatten), obwohl nun sogar zwei Geräte versorgt werden müssen. Solange die Festplatte rein vom NAS versorgt wird, zeigt sich ein aggressiver Energiesparmodus, welcher die Festplatte in nahezu jeder Ruhepause ebenfalls anhält. Für kontinuierliches Arbeiten sollte sie dann doch lieber an den PC, um sich den Verschleiß zu ersparen und die volle Geschwindigkeit auszunutzen. Von USB3.0 blieben plötzlich nur noch 30 MB/s übrig, für gelegentlichen Zugriff trotzdem in Ordnung.
Fazit
Alles in allem finde ich das NAS ziemlich brauchbar, solange man keine erhöhten Ansprüche an sein Netzwerk stellt. Auch wenn die Nutzung am Computer etwas zu wünschen übrig lässt (da hätte ich schon ziemlich gerne LAN), kann ich mir gut vorstellen, dass es als Handyerweiterung gut seinen Dienst tun kann. Denn mal ehrlich, man hat nie genug Speicher auf seinem Smartphone und die Unterstützung durch QNAP mit Software kann sich schon sehen lassen. In meinem Fall wird das Gerät wohl tagsüber in der Tasche für die Uni verschwinden und je nach Bedarf vielleicht ab und zu einen kleinen Workspace hosten oder mir als Auslagerung meiner Musiksammlung dienen. Und spätestens, wenn mein Handyakku zur Neige geht, werde ich auch wieder daran denken. Für den momentanen Preis von um die 80 Euro sind die Verwendungszwecke mehr als gerechtfertigt. Ein Wunder sollte man aber wenn überhaupt, dann nur von sich selbst erwarten, wie gut man plötzlich seine Fotos aussortieren kann.
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