Vor einiger Zeit hat Netgear einen Router der Oberklasse vorgestellt: Der Nighthawk X6 bietet bis zu 3,2 GBit/s Übertragungsgeschwindigkeit mit drei Bändern. Ob sich ein Kauf lohnt, erfährst du im Test.
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Optik
Natürlich kommt es bei einem Router nicht zu allererst auf die Optik an - dennoch darf sie durchaus erwähnt werden. Während die normalen Router entweder recht hässlich sind (Fritz!Boxen) oder bei der Entwicklung wohl gar nicht erst aufs Aussehen geachtet wurde (TP-Link), sieht dieses Gerät ziemlich schick aus.
Er erinnert etwas an das Schiff, dessen Kapitän James Bond in Der Morgen stirbt nie verfolgt hat. Das war ein Stealth-Schiff, also fürs Radar unsichtbar. Der Nighthawk sieht ähnlich aus, deswegen kam mir diese Assoziation. Natürlich ist der Router nicht unsichtbar, weder fürs Radar, noch fürs Auge ;-)
Die Nachteule ist mit 30x23cm und ganzen 1,1kg Gewicht wahrlich nicht der kleinste Router, aber dennoch immer noch gut in der Hand zu halten.
Auf der Oberseite befinden sich alle Status-LEDs - Neben Power und Internetzugriff sind das 3 Stück fürs WLAN, 4x LAN und 2x USB. Darunter befinden sich noch zwei Taster um das WLAN an/auszuschalten und WPS zu aktivieren. Diese haben leider einen recht schlechten Druckpunkt, aber man benötigt sie ja eh nicht so häufig.
Die LEDs lassen sich - bis auf die obligatorische Power-LED - per Schalter an der Rückseite oder im Webfrontend auch ausschalten. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn man zum Beispiel vom Bett aus direkten Blick auf den Router hat. Die LEDs sind ziemlich hell und könnten so beim Schlaf stören.
Weiterhin gibt es insgesamt 6 Antennen, die sich allesamt auf der Oberseite befinden und ausklappen lassen. Durch verschiedene Winkel zum Router und zueinander lassen sie sich gut ausrichten. Da es Rundstrahlantennen sind, können sie aber theoretisch auch eingeklappt lassen, möchte man den Platz dafür sparen. Wichtig ist nur, dass der Router auf der Oberseite nicht abgedeckt ist, da sich hier auch die Kühlungsöffnungen befinden.
Auf der Unterseite befinden sich zwei Laschen zur Wandmontage. Altbekanntes System: Schraube in die Wand schrauben und dabei etwa einen halben Zentimeter herausgucken lassen. Der Router kann dann eingehängt und etwas nach unten gezogen werden, damit er fest sitzt. Leider sind diese Laschen nur in eine Richtung vorhanden, der Router kann nur mit den Kabeln nach unten aufgehängt werden. Das hat zur Folge, dass die Oberseite dann falsch herum hängt. Hier hätte Netgear noch zwei Laschen auf der anderen Seite montieren können.
Anschlüsse und Technik
Der Router protzt nur so an Anschlüssen und verbauter Technik - was man in der Preisklasse natürlich auch erwarten darf. Auf der Oberseite sind die bereits angesprochenen sechs Antennen sowie die beiden Funktionstasten verbaut.
Auf der Rückseite gibt es dann sämtliche Anschlüsse. Die Kabel lassen sich so gut in eine Richtung wegführen, bei der Fritz!Box gibt es ja beispielsweise auch Anschlüsse an den Seiten. Ganz links befindet sich ein USB 2.0-Anschluss, daneben der Schalter für die LEDs. Anschließend folgen 4 Gigabit-LAN-Buchsen sowie eine WAN-Buchse (ebenfalls Gigabit). Daneben ist die USB 3.0-Buchse, Resetknopf und Netzteilanschluss. Ganz rechts befindet sich dann der separate An/Aus-Schalter.
Intern hat Netgear dann einen nicht näher spezifizierten Dual-Core Prozessor mit 1 GHz Leistung sowie drei Offload-Prozessoren verbaut. Mittels Beamforming kann das WLAN-Signal genau in Richtung des Geräts gerichtet werden. 256 MB RAM sollten für einen Router allemal ausreichen, Einstellungen und co werden auf 128 MB Flash-Speicher gelagert.
Was man beim Kauf unbedingt beachten sollte: Der Router enthält kein Modem! Dies wird also noch zusätzlich benötigt und wird typischerweise vom Internetanbieter geliefert. Teilweise ist das auch ein Kombigerät aus Modem und Router, hier kann man dann entweder die Routerfunktion ausschalten oder den Netgear-Router hinter den des Anbieters hängen. Klingt anfangs ziemlich Blöd für den Nutzer, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Beim Kauf kann man nichts falsch machen, der Router funktioniert mit allen Internetanschlüssen. In Deutschland gibts es einige Arten an Anschlüssen, die alle ihr eigenes Modem brauchen. ADSL(2), VDSL, TV-Kabel und LTE. Hier verschiedene Router-Modem-Kombinationen anzubieten lohnt sich nicht, zumal manche Anbieter, allen voran die Kabelprovider, eh nicht mit den Zugangsdaten herausrücken. In Zukunft gibt es dieses Problem aber wohl nicht mehr, da die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Abschaffung des sogenannten Routerzwanges auf den Weg gebracht hat.
Nicht unterschätzen sollte man allerdings den Stromhunger des Gerätes. Das Netzteil ist auf 60 Watt ausgelegt, im Test verbrauchte der Nighthawk im Leerlauf (WLAN an, aber keine Geräte verbunden) 12 Watt. Das sind aufs Jahr gerechnet knapp 30 Euro (bei 0,28 Euro/kWh). Unter Volllast wird das sicherlich noch mehr.
WLAN
Der Router ist laut Hersteller der erste Tri-Band-Router auf dem Markt. Das bedeutet, dass insgesamt drei WLAN-Bänder zur Verfügung stehen. Das erste bietet eine Geschwindigkeit von bis zu 600 Mbit/s im "alten" 2,4GHz-Band, welches von allen (auch älteren) Geräten unterstützt wird. Weiterhin gibt es zwei Bänder im neueren 5 GHz Band, einmal im Kanalbereich um 40 herum, einmal im Bereich 130. Dabei kann jedes Band im 802.11ac-Modus Daten mit bis zu 1300 Mbit/s übertragen. Insgesamt ergibt dies also eine Geschwindigkeit von 3,2 Gbit/s.
Noch nicht alle Geräte unterstützen den ac-Standard, es werden aber immer mehr. Interessanterweise kann ich mich mit dem iPhone 6 an beiden 5 GHz-Bändern einloggen, das OnePlus One empfängt das zweite 5 GHz-Band nicht. Beide Smartphones unterstützen aber schon den ac-Standard.
Bei der Reichweite der WLAN-Verbindung kann die Nachteule allerdings keine besseren Ergebnisse erzielen als der 15 Euro Router von TP-Link (TP-841ND). Dies liegt allerdings daran, dass die Sende- und Empfangsleistung von der EU auf 100mW bei 2,4 GHz bzw. 200mW/1000mW bei 5 GHz limitiert sind. Wenn beide Geräte mit der maximal erlaubten Leistung senden, kommen sie natürlich auch gleich weit, der TP-Link-Router kann allerdings nur mit maximal 300 Mbit/s übertragen. Aufgrund der kürzeren Wellenlänge reicht WLAN im 5 GHz-Bereich nicht so weit wie das Pendant bei 2,4 GHz, kann dafür aber schneller die Daten übertragen. Wer dazu mehr wissen möchte, dem empfehle ich die Konsultation des entsprechenden Wikipedia-Artikels.
Software
Ein guter Router zeichnet sich auch durch gute Software aus - und das ist hier eindeutig der Fall. Nach dem erstmaligen Start habe ich meinen Laptop per LAN angeschlossen. Optional hätte ich dies auch per WLAN tun können, die Standard-Zugangsdaten sind auf der Schutzfolie für die Oberseite mit aufgeklebt, sodass man sich problemlos einloggen kann.
Der Router ist nun ganz einfach per Webbrowser erreichbar, man braucht nur die IP-Adresse 192.168.1.1 aufrufen, schon öffnet sich das Login-Interface. Leider wird man nicht dazu aufgefordert, nach dem erstmaligen Login das Passwort zu ändern - eigentlich Pflicht und sollte auf jeden Fall getan werden.
In der Oberfläche lassen sich nun alle Einstellungen setzen, die zu einem guten Router gehören. In erster Linie ist das natürlich der WLAN-Zugang, hier lassen sich für alle drei Bänder SSID und Passwort festlegen (und die beiden 5GHz-Bänder auch zusammenlegen). Meine Empfehlung ist übrigens, bei allen dreien die selbe SSID/Passwort-Kombination zu wählen, somit hat das Gerät dann die eigenständige Wahl welches WLAN es nutzen will. In den erweiterten Einstellungen lassen sich dann zum Beispiel auch Zeitpläne für die Abschaltung des bzw. der WLANs festlegen, möchte man es Nachts beispielsweise deaktivieren.
Ebenfalls praktisch ist die Übersicht aller angeschlossenen Geräte, inkl. Gerätename, IP- und MAC-Adresse. Auch lässt sich ein Gäste-WLAN anlegen (auch mit allen drei Bändern), dessen Geräte dann nur aufs Internet, aber nicht auf die lokalen Geräte zugreifen kann.
Die USB-Anschlüsse sind natürlich nicht nur zur Dekoration vorhanden - mit ihnen lassen sich USB-Speicher und Drucker ins Netz bringen. Das klappte im Test erstaunlich gut: Nachdem die Festplatte angeschlossen war, tauchte sofort im Netzwerk-Bereich im Windows-Explorer der Router mit der freigegebenen Festplatte auf. Diese kann nun normal benutzt werden. Wer kein Geld für ein teures NAS ausgeben will, kann sich hiermit wenigstens ein "Light-NAS" basteln.
Auch einige Profifeatures sind mit an Board. Es lassen sich VLANs einrichten, QoS aktivieren, Ports können gesperrt werden (und das auch nach Zeitplan) und auch Seiten können blockiert werden. Die Software lässt keine Wünsche offen.
Fazit
Ein Fazit zu ziehen fällt hier ausgesprochen einfach: Der Netgear Nighthawk X6 ist ein super Gerät, welches keine Wünsche offen lässt. Einzig ein Modem fehlt, die Probleme dabei habe ich oben ja schon beschrieben. Eine VoIP-Funktion wäre ebenfalls noch ein nice-to-have, aber es geht genauso auch ohne.
Eine Kaufempfehlung auszusprechen fällt allerdings schwerer, ist das Gerät mit aktuell rund 270 Euro bei Amazon eindeutig kein Schnäppchen. Für den alleinlebenden Nutzer mit Ein-Zimmer-Wohnung ist es sicherlich eine Stufe zu hoch. Wer ein ganzes Haus mit dem allerneusten WLAN-Standard ausrüsten will, findet hier allerdings das perfekt passende Gerät dafür.
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