Lenovo Yoga Tab 3 Pro - Beamer-Tablet im Test

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Tablets gibt es inzwischen am Markt wie Sand am Meer - Neben den iPads natürlich auch hochpreisige Tablets wie beispielsweise von Samsung bis hin zu den billigsten China-Tablets für 50$. Zeit also, sich mt innovativen Konzepten von der Masse abzusetzen. Und genau das macht Lenovo mit dem Yoga Tab 3 Pro - indem sie einfach mal einen Beamer einbauen. Ob der taugt oder das Tablet mit über 400€ einfach viel zu teuer ist, zeigt der Testbericht.

Dieser Artikel wurde zuletzt vor über einem Jahr aktualisiert. Die Inhalte könnten inzwischen nicht mehr aktuell sein.

Gehäuse

Das Tablet sieht auf den ersten Blick etwas untypisch für diese Geräteklasse aus - findet man doch auf der einen Seite eine dicke Wulst. Diese macht das Tablet einerseits etwas unförmig, andererseits kann man es dadurch auch sehr gut halten. Das 10,1"-Display wird umgarnt von einem recht dünnem Rand. An der Wulst-Seite gibt es davon aber etwas mehr, hier befinden sich dann auch die Dolby-Stereo-Lautsprecher. Die Rückseite ist größtenteils in Lederoptik bzw. -struktur gehalten und fühlt sich dadurch sehr hochwertig an. Der Bereich an der Wulst ist allerdings aus Metall, um eine hohe Stabilität zu erzeugen.

Besonders cool ist das an der Rückseite angebrachte Scharnier, welches fast die gesamte Wulst auch drehen lässt. Dadurch wird es möglich, das Tablet in fast beliebigem Winkel aufzustellen, ohne weitere Hilfsmittel zu benötigen. Fast senkrecht zum Filme schauen ist ebenso möglich wie eine nur leicht gekippte Variante, um darauf zu arbeiten. Mit dem Loch in dem drehbaren Teil ist es außerdem möglich, das Gerät aufzuhängen. Beispielsweise kann man damit das Gerät in der Küche an die Wand hängen, um während des Kochens keinen Platz zu verschwenden, aber dennoch das Rezept vollständig zu sehen. Ebenfalls in der Wulst befindet sich der Beamer - durch die Drehung lässt sich dieser also in viele Richtungen ausrichten, beim leicht aufgestellten Tablet zeigt er direkt nach vorne.

An den Außernseiten der Wulst befinden sich zwei Knöpfe: Der Rechte ist der Power-Button, auf der linken Seite ist der Button zum Anschalten des Beamers angebracht. Ersterer ist auch schick außen herum beleuchtet. Etwas darunter befinden sich rechts der microUSB-Slot, links die 3,5mm Klinkenbuchse. Ebenfalls hinten an der Wulst, aber außerhalb des drehbaren Teils, befindet sich die Kamera. Hinter der Wulst und etwas versteckt von einer Kappe findet man dann auch noch den microSD-Slot.

Die Verarbeitung des Gerätes ist sehr gut. Nichts knarscht, klappert oder lässt sich übermäßig verbiegen. Einzig das wirklich ganz leichte Spiel des Power-Buttons lässt sich kritisieren. Das Gerät liegt gut in der Hand. Im Querformat gehalten ist die Wulst natürlich etwas störend: Entweder man muss mit der Wulst nach unten das Gerät relativ weit oben anfassen, oder es kippt mit der Wulst oben schnell nach hinten, da sich auch das meiste Gewicht hier konzentriert. Andererseits hat das Tablet im Hochformat damit große Vorteile, lässt es sich doch dank der Wulst auch einhändig sehr gut halten und zum Beispiel zum Lesen von Testberichten auf netzleben gut verwenden ;-). Einzig das mit 665g relativ hohe Gewicht könnte auf die Dauer etwas anstrengend werden.

Auch der Standfuß lässt das Tablet ausgesprochen stabil stehen. Ist er eingeklappt, besteht keine Gefahr, dass er sich einfach ausklappt. Dafür sorgt ein Druckknopf auf der Rückseite. Erst nachdem man diesen gedrückt hat, wird der Standfuß freigegeben und springt dank Federmechanismus auch leicht vom Gerät weg. Das Gerät steht dann - ob fast vertikal oder doch eher horizontal - sehr stabil auf dem Standfuß, normale Taps auf das Display lassen das Gerät nicht wackeln, zum Verstellen muss schon einige Kraft aufgewendet werden.

Display

Hauptbestandteil des Tablets ist natürlich das Display, welches hier bei 10,1" im 16:10 Displayformat eingebaut wurde. Die 2560*1600 Pixel sorgen für eine sehr hohe Pixeldichte von knapp 300 PPI - sowohl Texte als auch Bilder sind somit sehr gut lesbar. Zwar wird hier "nur" ein IPS-Panel verbaut, Kontrast und Sättigung sind allerdings sehr natürlich und keinesfalls übertrieben, wie von manchen Geräten der koreanischen Konkurrenz bekannt. Zusammen mit der ebenfalls sehr guten Blickwinkelstabilität hat der Screen fast schon AMOLED-Niveau.

Lenovo hat bei der Konstruktion des Tabs darauf geachtet, den Abstand zwischen Glas und Panel möglichst klein zu halten. Die Helligkeit wird mit sehr guten 420cd/m² angegeben. Beides zusammen sorgt dafür, dass auch nichts gegen den Einsatz draußen in der Sonne spricht. Die Spiegelungen sind jedenfalls noch auf akzeptablen Niveau.

Wie auch bei anderen Touchscreens verbaut Lenovo hier die hauseigene AnyPen-Technologie, mit der es möglich ist, mit jedem leitfähigen Gegenstand auf dem Tablet zu schreiben. Daher muss nicht unbedingt ein Finger oder ein Stift mit Silikonspitze verwendet werden, auch beispielsweise mit einem Schlüssel lassen sich so Eingaben machen. Leider wird aber kein Tablet-eigener Stift mitgeliefert, obwohl dieser sicherlich noch gut im Gehäuse unter zu bringen wäre.

Beamer

Das Alleinstellungsmerkmal dieses Tablets ist eindeutig der Beamer, kein anderes Tablet oder Smartphone (mal von billigen China-Geräten abgesehen) hat eine Projektionsmöglichkeit eingebaut. Dabei handelt es sich hier um einen Beamer mit der DLP-Technik, welcher für besonders gute Schwarzwerte sorgen soll. Und tatsächlich: Die Bildqualität ist für so ein kleines Teil erstaunlich gut. Die Farben werden recht satt dargestellt und auch die Kontrastwerte sind gut.

Der Beamer hat aber zwei klare Schwächen: Zum einen ist die Helligkeit mit 50 Lumen nicht für einen Betrieb am Tag geeignet. Um überhaupt einigermaßen etwas erkennen zu können muss es draußen entweder schon dunkel sein oder das Zimmer wird verdunkelt. Dann ist die Helligkeit aber auch für die maximalen 70", die laut Hersteller möglich sind, ausreichend.

Der zweite Kritikpunkt ist die allenfalls mäßige Auflösung von 800x480 Pixeln. Kleinere Texte lassen sich somit nicht mehr lesen, auch die Darstellung des Homescreens ist ziemlich verpixelt. Aber: Erstaunlicherweise fällt die niedrige Auflösung beim Film schauen fast überhaupt nicht auf. Natürlich kommt das Bild nicht an einen 4k Beamer ran, aber für eine gepflegte Runde Netflix&chill reicht der Beamer auf jeden Fall.

Ebenfalls positiv hervorzuheben ist die automatische Trapezkorrektur, die fast immer tadellos funktioniert. Manchmal muss allerdings die Schärfe etwas nachjustiert werden, was aber dank on-screen-Drehrad keine großen Schwierigkeiten bedeutet. Und: Aufgrund des um 180° drehbaren Fußes lässt sich der Beamer auch nach oben ausrichten. Besonders im Bett ausgesprochen chillig, im entspannten Liegen noch eine Folge der Lieblingsserie an der Decke zu sehen.

Der Beamer lässt sich entweder über einen Button im Schnellauswahlmenü anschalten, alternativ kann man dazu den Knopf auf der linken Seite der Wulst etwas länger drücken. Der Beamer spiegelt dann 1:1 das, was auch auf dem Display zu sehen wäre. Natürlich ist der Display-Timeout für den Beamer ausgeschaltet, sodass das Bild nicht auf einmal dunkel wird. Das normale Display wird aber nach der eingestellten Zeit von selbst dunkel - praktisch, da man beim Beamerbetrieb normalerweise eh nicht auf das Display guckt und es somit nur Strom verbrauchen würde.

Technische Ausstattung

Angetrieben wird das Yoga Tab 3 Pro von einem Intel Atom x5-Z8500, welcher vier Kerne zu je 2,24GHz an Board hat. Apps öffnen schnell, allerdings gibt es beim Wischen durch die Home-Screens doch das ein oder andere Mal einen kleinen Ruckler. Dazu gesellen sich 2GB RAM - hier hätte Lenovo durchaus auch noch ein drittes Gigabyte spendieren können, um besseres Multitasking zu bieten. Apps, die vor kurzem erst genutzt wurden, müssen meist wieder komplett neu geladen werden, was gerade bei einem Produktivitäts-Tablet sehr unschön ist.

Die Grafikeinheit hat mit aktuellen Spielen keinerlei Probleme, allerdings ist sie nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit - Die Auflösung wird meist nicht ganz ausgereizt bzw. es bilden sich schnell sichtbare Kanten. Medien können aber problemlos wieder gegeben werden, was unter anderem auch an dem verbauten aktuellsten WLAN ac-Standard liegt. Dazu kommt übrigens Bluetooth 4.0 sowie GPS. Auch ist eine Version mit eingebautem LTE-Modul erhältlich, welche aber nur einen kleinen Aufpreis kostet. Im Preisvergleich sind beide Versionen ungefähr gleich teuer. Leider wurde kein NFC verbaut. Auch neuere Standards wie kabelloses Laden über den Qi-Standard oder ein Anschluss via USB Type C fanden noch keinen Einzug in das Tablet.

Kamera

Kameras in Tablets sind immer so eine Sache: Einerseits sieht es immer total bescheuert aus, mit einem Tablet Fotos zu machen. Andererseits verbauen die Hersteller auch nicht ihre besten Kameras in den Tablets, vermutlich weil sie einfach nicht so häufig genutzt werden. Ein klassisches Henne-Ei-Problem also. Die Kamera ist auch hier eher nur als Durchschnitt zu bezeichnen.

Bei gutem Licht macht die Kamera gute Fotos mit 13 Megapixeln, diese sind auch farbenfroh und scharf. Bei schlechten Lichtverhältnissen geht die Qualität aber natürlich rapide bergab, das Rauschen nimmt schnell zu. Ein Blitz ist leider nicht verbaut worden, auch die Positionierung der Kamera auf der Außenseite der Wulst ist nicht perfekt, so wird die Kamera gerne mal von der eigenen Hand abgedeckt.

Deutlich sinnvoller hingegen ist die Frontkamera, welche mit fünf Megapixeln auflöst. Sie ist vor allem praktisch, wenn man beispielsweise per Skype einen Videochat abhält - mit dem Ständer fast vertikal aufgestellt werden damit Videokonferenzen sehr angenehm. Aber auch hier gilt: Je mehr Licht, desto bessere Qualität.

Die Kameraapp ist recht übersichtlich und bietet einige kreative Modi für das Fotografieren. Ein manueller Modus fehlt allerdings. Dafür gibt es die Möglichkeit Strobo-Fotos aufzunehmen. Dabei werden mehrere Aufnahmen zu einer zusammen gesetzt, sodass es scheint, die Person sei mehrfach auf dem Bild. Klappt aber nur, wenn man das Tablet wirklich still hält.

Sound

Auf der Frontseite im Bereich der Wulst befinden sich kleine Öffnungen, die über die gesamte Breite des Tablets gehen. Dahinter verstecken sich die vier Lautsprecher, welche das JBL-Logo tragen. Die Speaker geben ordentlich was her, tiefe bzw. starke Bässe kann man aber natürlich nicht erwarten. Dennoch ist der Sound klar und verständlich, was besonders bei dialoglastigen Filmen von Vorteil ist. Auch die Lautstärke lässt sich sehen, da können andere Tablets einpacken.

Auf der Rückseite findet sich noch ein Dolby Atmos-Sticker. Dahinter verbirgt sich Dolbys Technik, welche im Kinosaal für einen räumlicheren Klang sorgt. Natürlich ersetzt das Tablet keine Kinolautsprecher - eine gewisse Räumlichkeit lässt sich im Klang aber durchaus erkennen.

Akku

Nominell besitzt das Tablet eine ziemlich hohe Akkukapazität von 10,2Ah, die Laufzeit ist aber leider nicht so hoch wie es die Kapazität vermuten lässt. Im Beamerbetrieb erreichten wir im Test rund 5 Stunden Laufzeit, also ausreichend für einen ausgedehnten Netflix&Chill-Abend. Bei der normalen Videowiedergabe auf dem eingebauten Display erreichte das Tablet aber nur etwa 10 Stunden. Die Standby-Zeit ist mit einigen Tagen auch ausreichend.

Positiv hervorzuheben ist aber die Ladegeschwindigkeit: Mit dem mitgelieferten 12V/5A-Netzteil war das Tablet in drei Stunden wieder von 0 auf 100. Deutlich länger hingegen dauert es mit 5 Volt Ladestrom - mit einem Akkupack lässt es sich fast gar nicht laden.

Software

Im Softwarebereich hat sich Lenovo (zum Glück) für fast reines Android in Version 5.1 entschieden. Es gibt kein eigenes Theme, außerdem nervt auch kein eigener Launcher. Pure Android-Experience sozusagen.

Allerdings ist natürlich nützliche Software installiert, ohne die das Tablet gar nicht funktionieren würde. Per kürzerem Klick auf den Projektor-Button lässt sich zum Beispiel das Fokus-Overlay einblenden. Auch lässt sich eine sogenannte Smart Side Bar aktivieren. Ist dies der Fall, kann man mit einem Wisch von rechts auf das Display eine zusätzliche Leiste einblenden. Diese enthält Schnelleinstellungen, welche auf für alle Ständermodi unterschiedlich gesetzt werden können, diese Modi werden außerdem automatisch erkannt. Mit dabei ist zum Beispiel ein Lesemodus, der den Blauanteil des Displays reduziert. Ebenso gibt es darüber unter anderem schnellen Zugriff auf eine Notizfunktion und einen Sprachrekorder.

Ebenfalls ist eine Multi-Window-Funktion integriert. Damit lassen sich andere Apps als Fenster-Overlay über das Display legen. Diese Apps werden unten links dann wie in einer Taskleiste angezeigt. Ideal, um mal schnell nachzusehen, was bei Twitter abgeht. Leider lassen sich nicht alle Apps in diesem Modus betreiben, Telegram ist zum Beispiel inkompatibel. Auch lässt sich die Größe der Fenster nicht verändern, die können aber wie auf dem Desktop-PC minimiert, maximiert oder geschlossen werden. Auf jeden Fall eine sehr schlaue Funktion, wenn die täglich genutzten Apps denn auch kompatibel sind.

Auch gemachte Screenshots lassen sich sehr gut bearbeiten. Mit Boardmitteln lassen sie sich bequem zuschneiden und auch Annotierungen sind problemlos möglich. Lenovo installiert glücklicherweise nur eine einzige Fremdanbieterapp vor: Netflix. Bei dem Anwendungszweck des Tablets als Multimedia-Gerät ist das aber auch noch vertretbar. Ansonsten ist das Android wirklich schön schlicht gehalten, ich mag das.

Fazit

Serienjunkies und Kinoexperten kommen mit dem Tablet voll auf ihre Kosten. Ein sehr gutes und vorallem helles Display, guter Sound und nicht zuletzt der variable Standfuß machen das Yoga Tab 3 Pro zum perfekten Bewegtbild-Tablet. Aber auch einfaches Surfen ist dank der Wulst bequem machbar.

Ob man den Beamer braucht? Wer eine freie Wand hat und gerne auch mal einen Film in groß sehen möchte: ja. Wer aber auch im Alltag keinen Beamer einsetzten würde, der wird wohl auch nicht den Beamer des Tablets nutzen werden. Ob sich der Aufpreis dennoch lohnt, muss jeder selbst entscheiden.

Auf jeden Fall ist Lenovo mit dem Gerät auf gutem Wege, sich vom Tablet-Einheitsbrei abzusetzen. Bleibt zu hoffen, dass es auch ein Yoga Tab 4 Pro gibt. Vielleicht dann auch mit besser auflösendem Beamer und noch längerer Akkulaufzeit. Mich würde es freuen!

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