Du wolltest schon immer einmal deinen eigenen Chemie-Mix basteln, um Leben zu retten? Das geht jetzt mit Big Pharma! Naja gut, echte Leben wirst du damit nicht retten. Aber auf jeden Fall einige spaßige Spielstunden verbringen, wie der Test beweist.
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Zum Start stehe ich in einer leeren Fabrik. Komplett gefliest, ziemlich kahl. Meine Aufgabe für die nächste Stunde ist es nun, einen profitablen Betrieb aufzubauen. Wie ich das anstellen werde? Ich schlüpfe in die Rolle eines Pharmariesen und bin dafür zuständig, menschenlebenrettende Medikamente herzustellen. Oder Medikamente gegen Warzen. Je nachdem. Diese kann ich dann, ganz Pharmakonzernmäßig, zu einem völlig überteuerten Preis verkaufen - solange es genug Leute gibt, die sie mir abnehmen. Wachsen meine Bestände, fahre ich Verluste ein und muss den Preis senken, damit es nicht so weit kommt.
Doch erstmal müssen diese Medikamente ja hergestellt werden. Im Grundstofffenster habe ich zwei zugegebenermaßen etwas schräge Zutaten zur Auswahl, die ich über die Ein-/Ausfuhrsockel in meine Fabrik geliefert bekomme. Ich importiere mehrfarbigen Saft aus Veritas - ich hoffe, dass ich damit endlich mein AIDS-heilendes Mittelchen kreieren kann.
Leider nicht. Der Saft aus Veritas lässt sich unverarbeitet nur zur Heilung von Warzen verwenden. Naja, immerhin etwas. Damit meine Warzen auch verschwinden, muss ich aber noch die Konzentration anpassen. Diese ist auf einer Skala von 1 bis 20 veränderbar, jeder der bis zu vier Wirkeffekten funktioniert nur in bestimmten Wirkbereichen. Für mein Warzenmittel muss ich die Konzentration nur um eine Stufe senken, dass ist schnell mit einem Dissolver gemacht. Da meine Kunden ja ihr gutes Warzenmittelchen auch irgendwie einnehmen müssen, kommen jetzt noch zwei Tablettendrucker zum Einsatz. Diese werfen im Takt schöne Tabletten raus, welche in einem anderen Sockel in die weite Welt verteilt werden können. Mein erstes Medikament, Warzen-Stopp, ist geboren!
Nun geht es darum, möglichst gutes Marketing zu betreiben, damit die Tabletten auch gekauft werden. Am Anfang reicht es zumindest, den Preis so festzulegen, dass sich die kleinen Packungen nicht im Lager stapeln. Später im Spiel - wenn meine Forscher die entsprechenden Sachen erforscht haben - kann ich auch eine höchst seriöse Studie in Auftrag geben, die die Wirkung meiner Medikamente belegen soll. Wie es sich für einen Pharmakonzern gehört, kann ich natürlich die Ergebnisse noch etwas frisieren, bevor sie an die gutgläubige Bevölkerung gebe. Die ist leider nicht komplett dumm, frisiere ich zu viel, fliegt der Schwindel leider auf und meine Medikamente verkaufen sich schlechter.
Meine erste Medikamentenlinie steht nun und wirft schon ordentlich Gewinn ab. Zeit, zu expandieren. Ich kaufe mir also zwei Forscher und schalte neue Maschinen frei, ebenso wie meine Entdecker neue Grundstoffe auf Expeditionen finden. Mit immer komplexeren Maschinen lassen sich diese Grundstoffe nun weiter verarbeiten und kombinieren zu immer wertvolleren Medikamenten. Im Gegenzug wird irgendwann aber der Platz in der eigenen Firma verdammt knapp. Zum Glück lassen sich neue Gebäudeteile einfach kaufen.
Big Pharma macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, das kann ich nach über 20 Spielstunden problemlos sagen. Allerdings ist die Einstiegshürde ziemlich hoch, man muss sich erst einmal verschiedene Fachbegriffe merken, um überhaupt sinnvolle Medikamente zu produzieren. Ich habe das Spiel übrigens mit dem DLC Marketing and Malpractice gespielt, welches zum Beispiel erlaubt, die Preise für meine Tabletten selbst festzulegen, neue Maschinen hinzufügt und die Möglichkeit bietet, Boni schon vor Beginn des Spiels auszuwählen.
Irgendwann wird das Spiel aber relativ langweilig, immer gleiche Produktionslinien müssen aufgebaut werden, es fehlt etwas an Diversität oder spielerischer Tiefe. Noch dazu kommt, dass der Optimierungsfaktor längst nicht so stark ausgeprägt ist wie bei Factorio, bei dem man Produktionslinien auch 5x umbaut, bis sie wirklich perfekt laufen. Hier wird für jedes Medikament eine neue Linie aufgemacht, weil sich vorhandene Linien nicht (sinnvoll) aufteilen lassen, sodass man einen Grundstoff beispielsweise nur einmal weiterverarbeitet, und dann aufteilt, um ihn einerseits direkt zu verkaufen, andererseits höherwertige Medikamente herzustellen. Auch ist die Kombinationsmöglichkeit eher gering, man muss nur ab und an mal einen Katalysator aus einer anderen Produktionslinie hinzufügen, ansonsten bleiben die Medikamente "unter sich".
Alles in allem ist das Spiel aber für einige Stunden Unterhaltung gut zu gebrauchen. Den DLC kann ich nur empfehlen, da hier noch einmal ein deutlichen Stückchen Tiefe hinzu kommt. Für wirklichen Langzeitspaß in diesem Genre würde ich aber eher Factorio empfehlen. Das Spiel kannst du inkl. DLC für aktuell rund 28 Euro zum Beispiel auf Steam kaufen. Ich würde allerdings bis zum SummerSale warten, welcher Gerüchten zufolge Mitte Juni startet, da das Spiel bereits schon einmal für weniger als 5 Euro angeboten wurde.
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